Der Förster von St. Moritz

Der Förster von St. Moritz hat einen undankbaren Job. Heute Morgen fuhr der Förster von St. Moritz mit seinem Jeep durch den Wald und wurde beschimpft, weil einer joggen wollte und keine Freude hatte an diesem Jeep.

«So ist das Tag für Tag», erzählt mir der Förster von St. Moritz, «im Wald wollen alle ungestört Fahrrad fahren, Pferde reiten, und spazieren, wandern, walken und joggen. Wir bauen jedes Jahr neue Wege, weil sich niemand aus dem Weg gehen will. Einige Strecken sperren wir für Fahrräder, hängen riesige Schilder auf, und das nützt dann doch nichts, weil sie nur auf ihr Navi schauen und alle über den Haufen fahren.»

Der Förster von St. Moritz schüttelt den Kopf und kickt einen Stein. «Alle wollen einen malerischen und aufgeräumten Wald, aber meine Arbeit nicht hören und nicht sehen. Sie wollen Wildnis, und doch muss ich gerissenes Wild so schnell wie nur möglich verstecken.»

Der Förster von St. Moritz schiebt den Stein, den er gekickt hat, wieder vom Wanderweg. «Heute Morgen musste ich doch tatsächlich einen Scheissehaufen von der Brätlistelle wegräumen. Kacken die Zuhause auch neben ihr Sofa?»

Der Förster von St. Moritz erzählt weiter, er hat selten die Gelegenheit, seine Erlebnisse zu erzählen. «In aller Selbstverständlichkeit stellen sie ihre Ansprüche. Und was es dafür braucht, ist ihnen egal. Das wollen sie nicht mitbekommen.»

Der Förster von St. Moritz lässt die Schultern hängen, senkt den Blick und murmelt: «Tut mir Leid, aber ich finde es geht nur noch bachab mit der Menscheit. Die Menschheit hat den vernünftigen Bezug zur Natur verloren.»